Endlich Eisenbahn – Ein halbes Jahrhundert verhandeln

Vom Vorreiter England aus erobert die Eisenbahn den Kontinent zu Beginn des 19. Jahrhunderts. Ihr Siegeszug nach Tirol muss aber noch warten. 1837 wird ein Privatverein zur Errichtung einer Eisenbahnlinie Innsbruck-Kufstein gegründet. Alois Negrelli, Ritter von Moldelbe, Planer des Suezkanals und zu dieser Zeit Generaldirektor der Österreichischen Staatsbahnen, arbeitet ein Projekt aus:

„Bei der ganz flachen Lage, in der sich Innsbruck befindet, könnte die Eisenbahn an mehreren Stellen ihren Ausgang nehmen, nämlich neben der Triumphpforte, im Franziskanergarten unweit der Hauptwache, in der Wiese neben dem Anreiter ́schen Hause unter den Kapuzinern, und endlich am unteren Ende des Hofgartens und der englischen Anlage.“ (Quelle: „Der Bahnhof Innsbruck“, Diplomarbeit aus Geographie von Roman Spiss.) Zum Interview

Wien zeigt allerdings keine Eile. Österreichs Lokomotiv-Eisenbahn-Ära startet mit der Strecke Wien-Floridsdorf und Deutsch-Wagram, die Kaiser Ferdinand I. eröffnet. Auf Druck Bayerns wird 1847 eine Eisenbahnlinie von Verona über Trient, Bozen, den Brenner und Innsbruck bis an die bayrische Grenze in das Programm der Staatseisenbahnen aufgenommen und 1851 mit einem Österreichisch-Bayrischen Staatsvertrag besiegelt. Was verhilft tatsächlich der Südbahn zum Durchbruch? England! Die imperiale Großmacht befürwortet einen Schienenweg mit Italien über die Alpenpässe der Schweiz, um eine Reise- und Güterverbindung zwischen England und Ägypten bzw. Indien zu schaffen. (Quelle: Dultinger, „Die Brennerbahn“).

Am 13. September 1853 beginnt der Bau des Innsbrucker Südbahnhofs, des heutigen Hauptbahnhofs. Entgegen Negrellis Vorschlag entsteht er dort, wo sich der Hauptbahnhof heute noch befindet. Der Baugrund umfasst 28 Joch dreimähdige Wiesen. Sie gehören Wiltener Bauern, die große Schwierigkeiten bei der Grundablöse machen, weil sie behaupten, nun 80 Stück Großvieh weniger halten zu können. (Quelle: Spiss). 1855 beginnt man mit dem Bau der Gleisanlagen. 1857 erfolgt der Hochbauteil des ersten Innsbrucker Bahnhofs. Die Bauleitung oblag dem Oberbauingenieur-Stellvertreter Franz Czerwenka, Effizienz und präzise Kalkulation heftete sie sich auf die Fahnen. Innerhalb von eineinhalb Jahren entstanden 19 Bauten in Innsbruck, von der Einfriedung des Areals bis zu Drehscheiben und dem Aufnahmegebäude“ – so nannte man anno dazumal das straßenseitige Hauptgebäude eines Bahnhofs. Die dafür budgetierten 422.199,15 Gulden wurden trotz der drängenden Umsetzung unterschritten und nur 410.032,56 Gulden verrechnet! (Quelle: Pawelka)

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