Der Kunde ist König – Komfort zieht ein

Hinsichtlich seines Personalstandes rangiert der Hauptbahnhof Innsbruck 1984 österreichweit mit 998 Mitarbeitern an dritter Stelle (wenn die Dienststelle Villach auf dessen Hauptbahnhof reduziert wird). Davon kommen nur 10-15 % aus der Stadt, 40% pendeln aus dem Wipptal zu ihrer Arbeitsstelle, 30 % kommen aus dem Oberinntal (Quelle: Spiss).

Die „Bahneler“ sorgen für ein kundenfreundliches Umfeld: Berater an den Schaltern, Sprecherinnen, Reinigungsdienst, Fundstelle. Die Tiroler Tageszeitung gerät über die sechs Ausruferinnen am Hauptbahnhof ins Schwärmen (TT, 3.9.1981): „…Aus den Lautsprechern am Hauptbahnhof klingt eine melodische weibliche Stimme, die sich… angenehm in die Ohren des Publikums schmeichelt.“  Seit 20 Jahren schicken Ausruferinnen mit Konzentration, Gelassenheit und Genauigkeit täglich bis zu 400 Durchsagen in deutscher, englischer und französischer Sprache durch die Lautsprecher. Da die akustische Info wohl oft zu spät komme, fordert eine Leserbriefschreiberin in „Innsbruck aktuell“ am 3.11.1981, die Übersetzung auch auf den Anzeigetafeln und Schildern, denn mit Ankunft, Abfahrt, Bahnsteig und Gleis könnten internationale Gäste wenig anfangen. Ein Indiz dafür, dass ein Teil der stark steigenden Sommertouristen samt „Sack und Pack“ den Bahnhof passiert, ist das Gepäcksaufkommen. Allein der Empfang von Gepäckstücken (nicht der Versand) schwillt 1981 auf 27.237 an, mit Spitzenauslastung im Juli, August und September.

1984 eröffnet ein neuer Kundenraum in der Abfahrtshalle, er wird auch dringend benötigt, denn die Frequenz der Bahnkunden hat sich, verglichen mit den ersten Jahren dieses Gebäudes, im Jahr 1956 vervielfacht.

Eine wertvolle und umfangreiche Erhebung von Roman Spiss zeigt, dass 1985 an einem einzigen Tag 9385 Personen ankommen und 8605 abfahren, nach Häufigkeit gereiht von/nach Wörgl, Telfs-Pfaffenhofen, Brenner und Mittenwald (Seefeld). Der „Innsbrucker Anzeiger“ kündigt die neue Halle am 18.10.1983 an mit der Überschrift „Mehr Komfort für Bahnkunden – Bedienung statt AbfertigungDie fünf Schalter im nördlichen Teil der Abfahrtshalle sollen verschwinden. Der dadurch gewonnene Raum wird bis zur zweiten Märzwoche in einen Kundenraum verwandelt sein, der alle Stückeln spielt. In einem Dreiviertelkreis werden acht Arbeitsplätze angeordnet. Ohne trennendes Glas zwischen dem Kunden und dem Beamten…“

1986 setzt sich die neue Rolltreppe von der Abfahrtshalle in die Unterführung und ihr Gegenstück in Bewegung. Das Publikum freut’s. Im Dezember 1987 hievt ein Kran die Rolltreppen als Verbindung zwischen Unterführung und Bahnsteig 2 auf ihren Platz. Im September 1988 beginnt der Umbau für die Rolltreppe zum Bahnsteig 3. Am 17. 7.1989 wird die vierte Rolltreppe am Bahnsteig 4 installiert. Der Bahnsteig 4 bekommt ein Dach.

Gegen Ende der 1980er Jahre verabschiedet man sich – nun mit Wehmut – von einem lieb gewordenen Dienstmann. Der letzte Gepäckträger, Johann Fuchs, erzählt aus dem täglichen „Kino“ am Bahnsteig in den Innsbrucker Nachrichten (14.3.1989). Seine Dienste sind wegen der rollenden Treppen und der Rollkoffer kaum mehr gefragt.

 

Der Kunde ist König – Komfort zieht ein