Viele Verbesserungen

Angesichts der rasanten technischen Änderungen und der hohen Anforderungen an Mobilität regen sich Unruhe und Unzufriedenheit mit dem Bahnhofsareal und wohl auch mit dem Baukörper des Hauptbahnhofs, der aus der kargen Nachkriegszeit stammt (Eröffnung 1956). ÖBB und Stadtgemeinde laden österreichweit zur Einreichung von Plänen für ein neues Bahnhofsareal. Diesen Wettbewerb gewinnt der Architekt Walter Michl, seine Entwürfe werden allerdings nie realisiert. Die Stadtgemeinde gibt aber nicht auf und klopft beim damaligen Verkehrsminister Viktor Klima an, der meint, die ÖBB prüften die Pläne. Zu einem schnellen Start des Vorhabens kommt es jedoch nicht. Die Zeitungsmeldung der Tiroler Tageszeitung, 15.7.1993: „Hauptbahnhof: Baubeginn 1994 möglich“,  bleibt Wunschdenken.

Vorerst lautet die Devise: den Bestand verbessern. Die Bahnsteige wachsen von 38 auf 55 Zentimeter Höhe. Sie entsprechen nun dem europäischen Standard und erlauben bequemes, barrierefreies Einsteigen. Dazu wurden 400 Lauf-Meter Bahnsteige abgetragen und neu gebaut. Gleichzeitig verankerte man Y-Träger als Stützen und besetzte sie mit einem Dach. Wenige Jahre später sind am Südende der Bahnsteige behindertengerechte Lifte eingebaut.

Die Bahnhofsräume werden mitunter zum Ort der Sinneserfahrung. So packen im Oktober 1990 steirische Volksmusikanten in der Halle kurzerhand ihr Hackbrett, die Posaunen und die „Zugin“ aus und spielen vor ihrer Abfahrt für die Reisenden (Quelle TT, 30.10.1990). Seit Jahren trifft kurz vor Weihnachten auf dem Schienenweg das Friedenslicht aus Wien ein. Die TT vom 21.12.1990 berichtet: „Die Bundesbahnen sorgen dafür, daß das Friedenslicht am 24. Dezember mit den Frühzügen zu den einzelnen Bahnhöfen im Direktionsbereich gebracht wird.“ Zehn große Kerzen bleiben in Innsbruck, 130 rollen ins Land hinaus. Unfreiwillig geselligen Aufenthalt in Innsbruck müssen die Reisenden an einem Septemberwochenende 1993 in Kauf nehmen. Italienische Bahn streikt, daher heißt es am Samstag (TT, 27.9.1993): „Endstation, alles aussteigen!“ Die Wartenden holen Spielkarten aus der Tasche, klappen ihr Schachbrett auf dem Marmorboden aus oder legen einen Tanz zu heißen Discohits aus dem Recorder hin. Sowohl die Bahnhofsführung als auch das Restaurant – es versorgte die Wartenden mit Stühlen – erhalten großes Lob. (Quelle: TT)

Endlich ist 1997 der Auftrag zum Bahnhofsneubau als Teil der ÖBB-Bahnhofsoffensive schriftreif (Quelle: Wikipedia). Aus dem Wettbewerb geht die Architektengemeinschaft Riegler/Riewe siegreich hervor. Für den Bau sind (noch) 215 Millionen Schilling als Baukosten veranschlagt. Der Entwurf im Zeichen des architektonischen Minimalismus „versenkt“ das Hauptniveau der neuen Bahnhofshalle unter eine umlaufende Galerie. Ein anderes Merkmal ist die Strenge, die spartanische Kargheit der verwendeten Materialien. (Quelle Pawelka).

 

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