Der Güterverkehr wird an die Sill verlegt

Sämtliche Güter, die entlang des Alpenhauptkamms auf Schienen transportiert werden, passieren Innsbruck. Die Importe und Exporte sind kräftig gewachsen, die Südbahn profitiert von ihrer nahezu konkurrenzlosen Stellung in der Festlegung der Gütertarife. Kohletransport zum Beispiel ist eine veritable Einnahmequelle. Aber wohin mit den enormen Kubaturen? Parallel dazu fordert die Öffentlichkeit, nun endlich den Südbahnhof neu zu bauen.

Innsbrucker Nachrichten, Nr. 52, 5. März 1906:

Die Innsbrucker Bahnhofsfrage

„… Wenn auch die Kosten erhebliche sein werden, so sind sie doch auf die Dauer nicht zu vermeiden;  jedenfalls sollte man die erforderlichen Vorerhebungen und Vorarbeiten nicht mehr lange hinausschieben. Die herannahende Jahrhundertfeier von 1809 würde eine sehr günstige Gelegenheit bieten, dieses des vaterländischen Festes würdige Werk zu inaugurieren.“

Die Verlegung des Sill-Flusses in ein neues Bett schafft Platz für einen vom Personenverkehr getrennten Güterbahnhof und läutet zugleich die Vorbereitungen auf einen radikalen Umbau des bestehenden Südbahnhofs ein. Mit Bewunderung verfolgt die Innsbrucker Bevölkerung die enormen Erdbewegungen an der Sill.

Tiroler Anzeiger Nr. 188, 19. August 1909:

Der Südbahnhofumbau in Innsbruck

Die Arbeiten am künftigen Südbahn-Frachtenbahnhof sind nun bereits so weit gediehen, daß man sich über den Zweck der einzelnen Aushebungen, Aufschüttungen und der in Ausführung begriffenen Objekte mit bloßem Augenschein, schon vollkommen zu orientieren in der Lage ist…. Hinter dem Kanale wird das Sillbett ausgehoben. Die Uferwehren, an deren Herstellung partienweise schon gearbeitet wird, werden aus Trockenmauern mit zirka eineinhalb Meter tiefem Fundamentgusse bestehen, das zirka 40,50 Meter breite Flußbett erhält eine Steinpflasterung. … Jenseits dieses Kanals (des neuen Rhombergschen Kanals), der zu einem großen Teile bereits fertiggestellt ist, wird sich in Zukunft der Güterbahnhof mit seinen 25 Geleisen ausdehnen… Es ist nicht uninteressant, dem Funktionieren dieses erwähnten Dampfkranzes zuzusehen… Am Baue sind verhältnismäßig wenig, nur etwas über 300 Arbeiter beschäftigt… Ende folgenden Jahres dürfte der neue Rangier- und Frachtenbahnhof teilweise für den Verkehr benützbar werden, so daß auch an die Umgestaltung des jetzigen Bahnhofs zu einem Personenbahnhofe geschritten werden kann.“

Der Güterverkehr wird an die Sill verlegt