Zweiter Weltkrieg – Bombenziel Bahnhof

Am 4. Oktober 1940 warten mehr als Zehntausend Besucher am Innsbrucker Bahnhof auf den Zwischenstopp von Adolf Hitler. Die Innsbrucker Nachrichten berichten Tags darauf: „Gegen 15.30 Uhr rollte der Sonderzug, von … dem begeisterten Jubel der Volksgenossen empfangen, in den Bahnhof ein. Der Führer nahm nach dem Verlassen des Wagens die Meldung des Gauleiters entgegen und … schritt … die Fronten der angetretenen 3230 Mann starken Ehrenformationen ab, … der Begeisterungsausbrüche war kein Ende, solange der Aufenthalt des Führers dauerte.“

Die Tiroler Stadt bleibt von direkten Kriegsschäden lange verschont. Noch 1943 schätzt die Gauleitung Innsbruck als nicht stark luftgefährdet ein, der militärische (Flak-)Schutz ist gering, die Bevölkerung nimmt Luftschutzübungen auf die leichte Schulter. Erst in den letzten beiden Kriegsjahren wird Innsbruck von 22 Bombenangriffen heimgesucht und zum Teil schwer zerstört. Am 15. Dezember 1943 fallen die ersten Bomben. David Bullock berichtet in Echo Tirol vom „Gewitter über Innsbruck“: „… zog gerade Luftschutzwart Adolf Zimmermann seine Kontrollrunde am Innsbrucker Südtiroler Platz – dem Platz vor dem Hauptbahnhof – als der Alarm losging…. „Ich verwies die Passanten auf die verschiedenen Keller, verweilte da und dort im Gespräch und begab mich endlich nach Hause in den Keller, um auch dort nachzusehen. Kurz darauf erfolgte für Innsbruck der erste Angriff.“ Ziel war der Hauptbahnhof – als wichtiges Verbindungsstück für den Nachschub deutscher Truppen in Italien.
„Durch die Kellerdecke drang das uns bekannte Brummen der Bomber, dann aber gab es eine gewaltige Explosion, der viele andere folgten. Über unseren Köpfen hörten wir, wie die beiden Mädchen durch das Stiegenhaus zu uns in den Keller liefen.“ Obwohl die Anichstraße nicht in direkter Nähe zum Bahnhof gelegen ist, drangen die 250-Kilo-Bomben der Amerikaner auch bis dorthin, denn die Genauigkeit der damaligen Bombenabwürfe ließ zu wünschen übrig: Alles innerhalb eines Radius von einer Meile galt als „Hit Target“ – Ziel getroffen…. „Das wichtige Eisenbahnzentrum Innsbruck wurde mit 48 B17 bombardiert – den gesamten Weg von 39 P38 eskortiert.“ Hinter dieser kurzen Meldung der 15. US-Luftflotte verbarg sich der erste und zugleich folgenschwerste Luftangriff auf Innsbruck.

In seiner Chronologie des städtischen Gesundheitsamtes fasst Leo Unterrichter alle Angriffe und daraus folgende Unglücksfälle, alle Verletzten und Getöteten akribisch zu einem traurigen Kalendarium zusammen. Zum ersten Bombenangriff stellt er fest: „…dass dieser Angriff 6 Minuten gedauert hat und in dieser Zeit ca. 300 Sprengbomben und 24 Blindgänger abgeworfen wurden. 258 Menschen verloren bei diesem Angriff ihr Leben.”

Beim zweiten Bombenangriff, am 19. Dezember 1943, gehen 250-kg-Bomben auf den Westbahnhof nieder. Deutsche Jäger und Flugabwehrstellungen können nicht verhindern, dass die Bahnanlagen zerstört werden. „Bombenabwürfe durch zwei knapp hintereinander fliegende Wellen von je 74 Flugzeugen… 500 Sprengbomben wurden abgeworfen. Die größten Zerstörungen an und um den Haupt- und Westbahnhof, in Wilten und Pradl.“ Auch der fünfte Angriff sowie der 7. Angriff gehen gegen den Zugverkehr. Am 28.10.1944: „Der kleine Angriff, von 8 bis 10 Flugzeugen durchgeführt, traf sehr gut in die Bahnanlagen.“ Am 16.11.1944: „Es wurden etwa 500 Sprengbomben abgeworfen. Schwerpunkt der Zerstörungen war der Hauptbahnhof und Pradl.“ Die Spur der Verwüstung legt sich über Innsbruck und trifft beim 12. Angriff (15.12.1944), 14. Angriff, (19.12.1944), 15. Angriff (25.12.1944), 17. Angriff (14.2.1945), 18. Angriff (16.2.1945), 22. Angriff (20.4.1945) den Bahnhof, Bahnanlagen, Verschiebebahnhof, Rangieranlagen und weitere Bahngebäude (Quelle: Leo Unterrichter).

Foto: Stadtarchiv/Stadtmuseum Innsbruck

Zweiter Weltkrieg – Bombenziel Bahnhof