Den Bahnhof ergänzt ein Schmuckstück in Saggen

Europas Eisenbahnnetz explodiert. Mehr als 500.000 Kilometer durchziehen die Landesteile des europäischen Kontinents. Die Bahnhöfe nehmen eine elementare Stellung im wirtschaftlichen, politischen und gesellschaftlichen Leben ein. Nicht nur, dass die Post im Riesenstaat Österreich-Ungarn an Bahnhöfen umverteilt wird. Hohe Beamte und Adelige treffen zu Staatsbesuchen am Bahnhof ein, erster Tourismus nimmt an Bahnstationen seinen Ausgang. Der Bahnhof ist Visitenkarte einer Region. Nachdem der ehemals europaweit bewunderte Innsbrucker Südbahnhof in den letzten Jahren des 19. Jahrhunderts stets nur „geflickt“ und verbessert wurde und die private Südbahngesellschaft trotz Eingabe der Stadtväter nicht an einen Neubau denkt, bricht Jubel über das neue Haus der „k.k. Staatsbahndirektion“ aus. Es strahlt förmlich über die Villen in Saggen und liegt einen Kilometer vom Stationsplatz entfernt.

Die Innsbrucker Nachrichten, Nr. 285, titeln am 13. Dezember 1899: „Das neue Staatsbahngebäude in Innsbruck“

„Seit Kurzem besitzt unsere Landeshauptstadt zu ihren zahlreichen sonstigen Sehenswürdigkeiten aus alten und jüngeren Zeiten ein neues Gebäude, das sowohl der Stadt Innsbruck wie auch dem Lande selbst zur Zierde gereicht. Als die Thätigkeit und Beamtenzahl der k.k.Staatsbahndirection Innsbruck immer umfangreicher sich gestalteten und die zahlreichen Abtheilungen der Direction in verschiedenen Stadtvierteln in Innsbruck und dem Vororte Wilten zum großen Theile in Mieth-Localitäten zerstreut untergebracht werden mussten, trat mit zwingender Nothwendigkeit die Aufgabe der Erbauung eines neuen, größeren Directionsgebäudes an die Verwaltung der k.k. österreichischen Staatsbahnen heran. Nachdem die Bauangelegenheit sich einmal als unabwendbar erwiesen hatte, wurde dieselbe vom gegenwärtigen k.k. Staatsbahndirector in Innsbruck, Herrn Hofrath Wilhelm von Drahtschmidt zu Bruckheim mit gewohnter Energie und Thatkraft in die Hand genommen und nach Bewilligung der zum Baue nöthigen Mittel seitens der Regierung, auch ebenso rasch zur Durchführung gebracht, so dass der stattliche Bau bereits im Monat November 1899 bezogen werden konnte, obwohl der Vollendungstermin erst für den 1. Mai 1900 angesetzt war. Das Gebäude selbst – im Renaissancestil errichtet – ist bekanntlich am Stadtsaggen im schmucken Innsbrucker Villenviertel gelegen, von hübschen Vorgärten umgeben und von vier neuen Straßen… begrenzt.“

Den Bahnhof ergänzt ein Schmuckstück in Saggen