Fresken, Frontzüge

Der frisch gebaute Bahnhof erhält 1931 einen kraftvollen Anstrich: Rudolf Stolz, ein südtiroler Künstler, verziert die Abfahrtshalle mit Fresken. Sie zeigen ausdrucksvoll Bauern, Bergbauern, typische Tiroler Charaktere in Tracht. Von den Wandgemälden, die übrigens die Tiroler Presse lobt, ist nichts außer den großformatigen Kohle-Entwürfen enthalten, denn Fotograf Marian Schwabik nimmt die nach der Fresken-Fertigstellung bedeutungslos hingeworfenen Blätter mit der Zustimmung von Rudolf Stolz mit. Das Kunstwerk selbst wurde 1945 im Bombenhagel zerstört.

In der Zwischenkriegszeit wird der Bahnhofsbetrieb Spiegel der gesellschaftlichen Verwerfungen – und Bühne für nationalsozialistische Begeisterung! Auf der Rückreise von Italien hält Hitler kurz am festlich geschmückten Bahnhof Innsbruck. „Neuste Zeitung“ (Anm.:  eine vom 18. April 1931 bis 29. Oktober 1942 in Frankfurt am Main erschienene regionale deutsche Tageszeitung) vom 10. Mai 1938, Seite 2: „Um 9.32 Uhr traf der Sonderzug des Führers auf dem Hauptbahnhof in Innsbruck ein. Die Bevölkerung, die zu Tausenden vor dem Bahnhofsgebäude und entlang der Bahngleise stand, empfing den Zug mit jubelnden Heilrufen…. Der Führer, der … am Fenster seines Wagens stand, nahm dankend und nach allen Seiten grüßend die Willkommgrüße seiner Tiroler entgegen.
Als der Zug auf dem Bahnsteig hielt, gab es für die Wartenden kein Halten mehr. Die Absperrkette wurde durchbrochen und im Nu war das Fenster des Führers von begeisterten Menschen umringt. Mütter hoben ihre Kinder empor […]“.

Die Weltwirtschaftskrise schmälert den Güterverkehr. Das Fahrgastaufkommen steigt dennoch weiter. Die Innsbrucker Nachrichten, Nr. 141, zollen dem Non-Stopp-Betrieb auf Schienen in einem Artikel vom 22. Juni 1939 Anerkennung:

Titel: Stellwerk Bahnhof

„Noch einmal schweift unser Blick über das weite Bahnhofsgelände, über das scheinbar regellose Durcheinander von Zügen und einzelnen Maschinen und abrollenden Wagen. Soeben braust ein Schnellzug vom Brenner her in den Bahnhof ein, das ruhige Wiegen der Wagen wird durch den hellen Schlag der über die Weichen rollenden Räder unterbrochen. Schon stehen die Fahrgäste an den Fenstern und sehen dem Bahnsteig, dem Ziel, entgegen. Wer von ihnen denkt dabei an jene Männer, die diesem Zug erst die Fahrstraße gebaut haben, an die harten, schweigsamen Männer im Stellwerk?“

 

Fresken, Frontzüge