Literarische Zugfahrt

Schriftsteller fahren oft und gerne mit dem Zug. Das sanfte Wiegen befördert das Abtauchen in innere Welten, die vorbeiziehende Landschaft wirkt anregend und bewirkt neue Ideen. Den Tiroler Schriftsteller Heinz D. Heisl haben seine vielen Zugfahrten zu einem Erzählband inspiriert:

„Ich kritzelte das Wort Zug, oder war’s das Wort Eisenbahn, das kann ich jetzt nicht mehr mit Sicherheit sagen, jedenfalls kritzelte ich eines der beiden Wörter auf einen unbeschriebenen Zettel. Und kaum dass ich den Schriftzug beendet hatte, entstand auf dem Papier ein Schienenstrang. Da war das Gleisbett. Die öl- und teerverkrusteten Schwellen. Schienen. Ein Schienenstrang auf der Papierland-schaft. Und schon ging es dahin mit mir und der Welt.

Nach dem Wort Zug – oder Eisenbahn, wie erwähnt – schrieb ich das Wort Landschaft. »Laaannnd-schafffffft«, sagte ich mir beim Schreiben laut vor. Und Felder und Äcker und Bauminseln entfalteten sich. Darüber dicke Wolkenballen, eine aufziehende Gewitterfront. Nach den Wörtern Haus, Fabriksge-bäude – Schokoladenfabriksgebäude, korrigierte ich –  setzte ich das Wort Weiche aufs Papier. Sowie ich das Wort Weiche zu Ende geschrieben hatte, ratterte es augenblicklich.“ Aus: „Wohin ich schon immer einmal wollte – Eisenbahngeschichten“, von Heinz D. Heisl, erschienen im Haymon Verlag Innsbruck.