Der Südbahnhof beschickt auch den Arlberg

Reisen in Europa lässt den Kontinent enger zusammen rücken und entfacht eine Euphorie. Die Zubauten am Südbahnhof greifen weiter aus und benötigen Raum. 1882 ersteht die k.k. priv. Südbahn weiteren landwirtschaftlichen Grund in Wilten.  Anfang der 1880er Jahre fällt die Bahnsteighalle der Spitzhacke zum Opfer, stattdessen baut man eine offene Veranda. Offensichtlich betrachtet die Innsbrucker Stadtgemeinde das ständige Anbauen, Mauern, Versetzen und Umgestalten des nun gut zwanzig Jahre jungen Bahnhofs kritisch. Man formuliert eine Eingabe an das Handelsministerium in Wien und an die Südbahn-Gesellschaft mit dem Ansinnen, den aktuellen Bahnhof nicht umzubauen und stattdessen einen völlig neuen zu errichten. Die Eingabe wird prompt positiv beantwortet. Die Adaptierungen erklärt die Südbahn-Gesellschaft folglich mit August 1884 als abgeschlossen.

Schließlich zelebriert die Gesellschaft am 20. September 1884 einen neuen Meilenstein – die Eröffnung der Arlbergbahn. (Quelle: Spiss). Wunschgemäß nehmen vor allem Touristen die bequeme Reisemöglichkeit in Anspruch, das Fahrgastaufkommen klettert abermals. Prompt sind doch wieder Adaptierungen notwendig, die 700.000 Gulden verschlingen (Quelle: Spiss). Ein Bahnhofs-Neubau wird nicht in Angriff genommen. Einige hundert Meter weiter hatte man separat die „Station Wilten“ (heute Westbahnhof) errichtet, um den Güterverkehr in Richtung Arlberg zu bewältigen (Quelle Spiss). 1886 wird im rechten Winkel zur Bahnhofsfront der Grundstein für ein Direktionsgebäude gelegt. Vis-à-vis des Südbahnhofs hatten sich schon Jahre zuvor das Hotel Europa und der Tiroler Hof auf vier Stockwerke empor geschwungen. Was als Station auf der grünen Wiese begann, zeigt nun das Bild eines Reise-Stadtteils vor der Stadt. Den Verkehrsraum zwischen diesen Gebäuden nennt man „Stationsplatz“, der Bahnhof heißt nach wie vor „Innsbrucker Südbahnhof“.

Foto: Stadtarchiv/Stadtmuseum Innsbruck

Der Südbahnhof beschickt auch den Arlberg