Poetische Architektenprosa

Architekten bauen nicht nur schön, sondern können oft ebenso schön formulieren. Auch für das derzeit existierende Bahnhofsgebäude fanden sie und andere Sachverständige eine poetische Sprache:

„Das Bahnhofsgebäude wirkt von der Anlage her wie eine Barriere in der Stadt. Der städtebaulich wirksame Teil des Bahnhofs ist umhüllter Luftraum, eine Struktur mit Fensteröffnungen auf den ersten Blick, der zweite Blick geht durch diese hindurch. Dieses ´Nichts´ sorgt außen für die nötige Transparenz, im Innern löst dieser Trick die übliche Bahnhofslogistik auf. Um auf das gewünschte Gleis zu kommen, ist ein Geschoßwechsel nötig. Durch die sichtbare Haube strömen die Menschen ins Untergeschoß, erst hier entfalten sich begleitende Funktionen wie das ÖBB-Reisezentrum, die Garage oder der MPREIS-Supermarkt von Rainer Köberl.
Der Bau entzieht sich raffiniert einer Datierung und erspart sich so ein prognostiziertes Verfallsdatum. Er steht da, als sei er schon immer da gewesen und würde ewig stehen. Die metaphorisch von der Fassade herunterfließende Bodenfärbung zeigt, dass auch Österreich einen roten Platz vertragen kann.“  (Jurytext aus: Auszeichnungen des Landes Tirol für Neues Bauen 2004; Gerhard Buresch, Hans Gangoly, Anna Popelka)